Doppelmayr. Wer jemals einen Winterurlaub in den Alpen verbracht hat, kommt um den Namen nicht herum. Inzwischen führen die einstmaligen Seilbahnbaupioniere die Branche nicht nur wirtschaftlich an – auch bei Innovationen gilt die Doppelmayr/Garaventa Gruppe als Speerspitze der Industrie. Neue, schnellere und komfortablere Lifte gehören dazu ebenso wie Seilzugtechnologie für Erlebnisparks, Schwebebahnen in Las Vegas sowie der Transport zu Sehenswürdigkeiten wie z. B. auf die Chinesische Mauer. Darüber hinaus etabliert sich das Unternehmen im Bereich alternativer urbaner Transportmittel vor allem im asiatischen und südamerikanischen Raum. Was hat Doppelmayr richtig gemacht?
Als Konrad Doppelmayr 1893 den Hufschmiedebetrieb seines Lehrherren im Vorarlberger Wolfurt übernahm, konzentrierte er sich zunächst auf die Herstellung von Werkzeug und Maschinenreparaturen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Skifahren zum Massensport und dadurch eine Erschließung der Hänge notwendig. Konrad Doppelmayrs Nachfolger Emil entdeckte die Marktlücke als einer der Ersten für sich. 1937 baute er in Zürs Österreichs ersten Skilift. Nach dem 2. Weltkrieg warf er rasch ein Auge auf den internationalen Markt. 1953 folgte der erste Auftrag aus Kanada. Über die Jahre lieferte Doppelmayr Lifte und Seilbahnen in 40 verschiedene Länder.
Nach der Fusion mit dem Schweizer Mitbewerber Garaventa startete die neu gegründete Unternehmensgruppe wirtschaftlich weiter durch. Mit 60% Marktanteil und Niederlassungen bzw. Vertretungen in 50 Ländern steht sie an der Spitze der Industrie. Auch am riesigen chinesischen Markt kommen die Transportlösungen „made by Doppelmayr/Garaventa“ gut an – in neu entstehenden Wintersportgebieten ebenso wie im Sommertourismus. So befördert eine Gondelbahn nahe Peking bis zu 2.400 Passagiere pro Stunde auf die Chinesische Mauer und im weltberühmten Nationalpark Lushan wurde 2017 Chinas erste Großkabinenumlaufbahn („Dreiseilbahn“) installiert.
Auf welche Faktoren stützt sich Doppelmayrs Erfolg? Und was können andere Unternehmen davon lernen?
Pioniergeist: Potenzial erkennen und frühzeitig nutzen
Die Erschließung der Alpen für Wintersport und Tourismus war in den späten 1930ern ein völlig neues – und wirtschaftlich unsicheres – Terrain. Gemeinsam mit dem ehemaligen Skispringer und Pionier des Skisports, Sepp Bildstein, wagte sich Emil Doppelmayr trotzdem an den Bau des ersten Schleppliftes in Österreich. So konnte sich Doppelmayr früh als Spezialist in der vielversprechenden Nische etablieren.
Auch heute wirft Doppelmayr/Garaventa immer wieder ein vorausschauendes Auge in potenzielle Marktnischen. Dazu gehört zum Beispiel die städtische Personenbeförderung. So wurde 2019 im bolivianischen La Paz das weltweit größte urbane Seilbahnnetz fertiggestellt – mit zehn Linien über eine Gesamtstrecke von 33 Kilometern. Vor allem die verkehrstechnisch wenig entwickelten Städte Asiens und Südamerikas hat die Unternehmensgruppe als Wachstumsmärkte im Visier. Inzwischen folgte ein Großauftrag in Mexiko Stadt – für eine weitere Stadtseilbahn nach dem Vorbild von La Paz.
Diversifizierung: Neue Ideen für bestehende Kunden
Qualitativ hochwertige Seilbahnanlagen sind im Idealfall Jahrzehnte im Einsatz, und nur noch wenige Wintersportgebiete entstehen neu. Deshalb animiert die Doppelmayr/Garaventa Gruppe ihre Kunden mit regelmäßigen Innovationen zu weiteren Investitionen und Upgrades. Zahnradbahnen, Sessellifte mit Sitzheizung und riesenradähnliche Gondelzubringer machen die Reise bequemer und zum Erlebnis.
Das stachelt den Wettbewerb zwischen den Wintersportgebieten und damit auch die Nachfrage an. Darüber hinaus sorgt Doppelmayr/Garaventa mit außergewöhnlichen Sonderanfertigungen für Aufmerksamkeit: eine Gondel mit acht einzelnen Whirlpools für einen japanischen Auftraggeber sorgte nicht nur in der Branche für Aufsehen, sondern auch in der allgemeinen Presse.
Digitalisierung: Blick in die Zukunft mit „Smart Ropeway“
Auch die Seilbahnbranche ist der zunehmenden Digitalisierung unterworfen. Doppelmayr/Garaventa begegnet dieser Herausforderung mit dem Konzept „Smart Ropeway“. Einerseits sollen damit der Betrieb sowie die Wartung von Anlagen effizient und sicher gestaltet werden – so installierte Doppelmayr/Garaventa in Frankreich bereits zwei autonom fahrende Seilbahnen. Aber auch Gondeln und Zahnradbahnen werden immer smarter.
Ein Kernbereich von „Smart Ropeway“ ist die Customer Experience während der Fahrt. Die Gondel soll zum Infotainment-Center für die Passagiere werden. Dazu gehört der Abruf von Infos und Wetterdaten ebenso wie Ladestationen für Smartphones oder das Abspielen persönlicher Playlists per App.
Innovation: Von Las Vegas bis Hogwarts
Gerade in Zeiten des Klimawandels gewinnen alternative Märkte abseits des Wintersports an Bedeutung. Ein Hauptaugenmerk von Doppelmayr/Garaventa gilt dem Zukunftsmarkt des Erlebnistourismus. Hier ist die im alpinen Bereich perfektionierte Technologie vielseitig im Einsatz. So verkehrt in Las Vegas die Mandalay Bay Tram bereits seit 1999. Der Hogwarts Express im Universal Orlando Resort bringt Besucher*innen seit 2014 innerhalb von vier Minuten durch die Harry-Potter-Erlebniswelt – mit Seilzugtechnologie von Doppelmayr/Garaventa.
Auch bei der Erweiterung des Londoner Flughafens Luton mischt die Unternehmensgruppe mit. Ab 2021 verbindet ein automatisierter Cable Liner in nur 30 Minuten den internationalen Flughafen mit dem Londoner Zentrum. Doppelmayr/Garaventa scheinen gut in der Zukunft des urbanen Transports angekommen zu sein.
Doppelmayr: Die MARMIND® Top Tipps
Auf Qualität setzen – ein gutes Produkt ist die beste Marketingstrategie, gerade im B2B-Bereich.
Bewährte Technologie diversifizieren – so lassen sich neue Märkte sinnvoll erschließen.
Nie stehen bleiben – die innovative Weiterentwicklung von Produkten hält Kund*innen bei der Stange.
Dieser Artikel entstand auf Basis folgender Quellen:
https://www.zeit.de/2015/21/michael-doppelmayr-lifte
http://newsroom.doppelmayr.com/en/
https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelmayr/Garaventa-Gruppe
https://www.diepresse.com/5496309/doppelmayr-die-seilbahn-erobert-die-grossstadt
Verfasst von
Peter Ramsenthaler
Als Peter Ramsenthaler in den 90ern bei einem Weltkonzern arbeitete, stellte er fest, dass Excel-Chaos und mühsame Prozesse dem Marketingteam das Leben erschwerten. Er beschloss kurzerhand eine Software für die sichere Steuerung im Marketing zu entwickeln, damit Marketer außergewöhnliche Ideen umsetzen können.